Die K&K Verlagsanstalt präsentiert aus der Edition Kloster Maulbronn einen Konzertmitschnitt vom 12. Juni 2000 aus der Klosterkirche von A.O. Grimminger und J.S. Kindler in Zusammenarbeit mit Jürgen Budday.
J. S. Bach, Fantasia super: Komm, heiliger Geist, Herre Gott BWV 651
Gottfried August Homilius, Choralbearbeitungen
"Komm, heiliger Geist" & "O heilger Geist, kehr bei uns ein"
Anonymus: Concerto ex Dis-Dur Cornu concertato (Musik des Dresdner Hofes)
Bernhard Krol: Missa muta: V Miniaturen OP.55
Camille Saint-Saëns: Morceau de Concert OP.94
Robert Schumann: Fuge I (langsam) aus VI Fugen über b-a-c-h OP.60
Stanley Weiner: Bremen Suite OP.162
Zur Dokumentation
"Horn & Orgel als Opener im neuen Jahrtausend, zumindest innerhalb der Edition - für mich zuerst eine recht abstrakte Situation. Wieso? werden sie fragen. Na ja, mal ganz ehrlich von Trompete mit Orgelbegleitung schwärmen viele Liebhaber alter Musik - dem Gefühl der sakralen Erhabenheit, dem reinen Klang, dieser Mischung aus barocken Putten und absolutistischer Hofmusik mit vielleicht auch einem Tick Ritterromantik.
Bach, Johann Sebastian kommt einem in den Sinn, grosse Kathedralen prächtige Konzerte im Kerzenschein. Auch der Name Maurice André, jener der diese Gattung wohl gewissermassen zu Weltruhm geführt hat. Aber Horn & Orgel? Eben doch ein wenig Abstrakt. Zumal beide Instrumente in gewissermassen gleichberechtigter Funktion stehen - vom Barock bis zur Neuzeit.
Also eine ganz andere Situation als Trompete mit Orgelbegleitung. Wie's wohl klingen mag? Und ob es überhaupt zu differenzieren ist für eine Produktion. Grimminger sah da wieder weniger Probleme, lakonische Resonanz auf meine Bedenken: Basst schon! Na gut, wenn´s unser Meister sagt, dachte ich mir, soll er's auch richten. Obwohl ich schon ein wenig brüskiert war, der Aussage wegen.
Doch wie's denn meistens so ist, des einen Leid des anderen Freud. Denn als es dann zur Sache ging, wir bei Kaiserwetter in Maulbronn eintrafen und die Hardware aufzubauen war, stellte sich heraus, das unser Meister doch ein wenig ins schwitzen kam. Da war nämlich die Sache mit der Empore, genauer gesagt deren Höhe und der Tatsache, dass unser Freund Grimminger alles andere als Schwindelfrei ist. Da halfen ihm seine ein Meter neunzig und das Kreuz eines Ochsen wenig, als er zitternd auf der Empore stand. So eine Orgel ist zumindest kein kleines Instrument, und jene in der Klosterkirche, hängt zum einen recht hoch, zum andern ist sie noch höher - und da muss man hinauf, und für die hohen Pfeifen ein wenig vorne runter. Eine Plattform mit Holzboden kommt bei grossen Menschen auch immer in wenig in Bewegung...
Schlichtweg es war eine - zumindest für mich - äusserst angenehme Arbeit, in dieser lichten Höhe mit Blick über die gesamte Kirche. Drei Meter mussten wir nochmal rauf, 15 Meter nach unten und 2,5 Meter nach vorne - es war köstlich. Ich hab natürlich gerne meine Hilfe beim Mikrophonieren angeboten - obwohl beim genauen Ausrichten, unter meinen ständigen Ermahnungen bezüglich Sicherheit, der Meister doch selbst auf die etwas instabile Leiter musste. Dazu noch Treppe rauf und Treppe runter, da muss man schon sportlich sein.
Dennoch, es hat sich gelohnt! Gerade die Position der Empore, unmittelbar unter dem Dach der weiträumigen Klosterkirche, hat ihre akustischen Reize. Dazu noch ein Konzert in höchster musikalischer und künstlerischer Vollendung."
(Josef-Stefan Kindler)
Die Aufführung
Die Besetzung Horn & Orgel bietet bei ausgefeilter Registrierung und ästhetischer Interpretation ein unerwartet schönes, homogenes Hörerlebnis. Gerade in einer solch sensiblen Besetzung stellt jedes Konzert eine künstlerische Herausforderung dar. Die Eigenheiten der Orgeln und Bauwerke verlangen von den Künstlern ein Höchstmass an Flexibilität und Einfühlungsvermögen, um dem Anspruch auf ein gleichbleibendes Aufführungsniveau gerecht zu werden. Für die Kombination Horn & Orgel gibt es neben einigen Bearbeitungen des Barock und der Romantik erst aus dem 20. Jahrhundert spezifische Originalkompositionen. So führt uns dieser Konzertmitschnitt von Bearbeitungen der Choräle von Homilius aus dem 18. Jahrhundert, in denen das Horn den Cantus Firmus übernimmt, über ein Konzertstück für Horn und Orchester von Saint-Saëns, hin zu den Originalkompositionen von Weiner und Krol.
Das Ensemble
kann auf eine weitreichende Konzerttätigkeit in den schönsten Kathedralen und Kirchen des In- und Auslandes zurückblicken und hat sich insbesondere durch die unkonventionellen Programme, die sich wohltuend vom barocken Einheitsklischee abheben, einen Namen gemacht.
Erika Krautter-Budday ist Kirchenmusikdirektorin am Kloster Maulbronn und Konzertorganistin. Sie absolvierte ihr Orgelstudium bei Prof. H.-A. Metzger und Prof. Werner Jacob in Stuttgart und nahm an zahlreichen Meisterkursen bei international renommierten Organisten wie Marie-Claire Alain, Anton Heiller und Edwald Kooiman teil. Seit 1973 kann sie auf eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland zurückblicken.
Joachim Bänsch ist seit 1979 Solohornist im Radiosinfonieorchester Stuttgart. Er studierte bei Prof. Michael Höltzel in Detmold, wurde 1973 Stipendiat der Herbert-von-Karajan-Stiftung Berlin, gewann 1976 den 1. Preis des Internationalen Hornwettbewerbs der Oscar & Vera Ritter Stiftung und wurde 1978 beim Deutschen Hochschulwettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. 1977 wurde er Solohornist bei den Bamberger Sinfonikern und gab im Jahr darauf als Gewinner der Bundesauswahl Podium junger Künstler 80 Solokonzerte. Von 1977 bis 1991 konzertierte er weltweit mit dem Linos-Ensemble und gründete das Stuttgarter Hornquartett.
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